Persönliche Kompetenzen sind die Grundlage für Erfolg – egal wo!
In diesem letzten Beitrag in dieser Serie möchte ich aufzeigen, wie sich die Kultivierung von Kompetenzen, welche das ganze Wesen – den Mind, den Körper und eine hohe Performance – mit einbeziehen, als Erfolgsfaktor in verschiedenen Tätigkeiten durch das ganze Leben hindurch ziehen.
Ich zitiere Aussagen von Jürg Kuster, den Sie aus den vorangehenden Auszügen als Skiakrobat kennen. Es ist ein spannender Beitrag von einem Spitzensportler, der heute Spitzenleistung als erfolgreicher Unternehmer vorbringt – ein klassischer Alpha Performer!
Sein Einstieg in die Welt des Sports war das Kunstturnen. Mit dieser Disziplin legte er den Grundstein zur Kompetenz, eine enorme Präsenz in Mind und Körper zu halten, gepaart mit einer anspruchsvollen Körperbeherrschung. Genau wie das im letzten Beitrag von Conny Kissling – des frühen Ballett-Trainings – auch der Fall war. Er begann damit im Alter von 10 Jahren und trainierte während 7 intensiv.
1982 wechselte er zur Skiakrobatik. Er war während 4 Jahren in der Nationalmannschaft und performte auf internationaler Ebene in Wettkämpfen auf höchstem Niveau.
1988 stieg er aus dem Spitzensport aus.
Heute ist er Geschäftsleiter und Inhaber eines eigenen Beratungsunternehmens für Training und Coaching von Führungskräften in Stamm- und Projektorganisationen und hat eigene Bücher zu diesen Themen veröffentlicht.
Ich möchte beleuchten, wie grundlegende Kompetenzen sich durch jeden Karriereschritt in seinem Leben hindurch zogen:
Die Disziplin des Kunstturnens kultivierte ein intensives Bewusstsein, um jede Muskelfaser im Körper und deren Bewegung und Beherrschung. Zudem fordert es eine unmittelbare Verbindung zwischen dem Kopf – der Vorstellung – und dem Körper.
Genau diese Kompetenzen waren die Erfolgsfaktoren in seiner Karriere als Skiakrobat. In unserer Befragung konzentrierten wir uns auf die Disziplin der Skiakrobatik. Ich werde Auszüge daraus aufführen und die Brücke zum Nutzen in seiner heutigen Tätigkeit in der Wirtschaft aufzeigen.
Meine erste Frage in diesen Interviews zielt ja immer auf den „Kopf“ ab – wie ist der Mind, der Denkraum während der Performance. Dies beschrieb er aus der Erinnerung heraus so:
Es war eine totale „Leere“ im Kopf – keinerlei Gedanken, eine totale Gegenwartspräsenz.
Die äussere Wahrnehmung war wie „abgeschottet“ – wie ein Helm oder eine Schutzhaube, eine Schallschutzhaube im Kopf, die mich von allem rund herum abschirmte. Ausser von dem, was ich willentlich „hereinlassen“ wollte: Die Stimme des Trainers. Eine total selektive Wahrnehmung. Das war dann auch während des Sprungs so. Ich sah am Start nur die Schanze – totale Konzentration – wie ein Röhrenblick.
Ich schulte ihm den Zugang zum Alpha-Zustand und fragte ihn nach Parallelen – ja, die waren ganz klar da. Er hatte einen enorm leichten Zugang zu diesem Zustand und konnte ihn auf Anhieb „auf Knopfdruck“ aktivieren. Diese Fähigkeit ist heute ein starker Alltagsnutzen als Geschäftsführer und Trainer. Er beschrieb es so:
Es sind keine Nebengedanken da – der Kopf ist „leer“ – „es denkt nicht“. Aber in diesem Zustand kann ich Gedanken steuern – oder auch steuern, dass ich keine habe.
Die äussere Konzentration ist wie damals; ähnlich wie der „Röhrenblick“. Was vor meinen Augen ist, tritt in den Hintergrund – ist nicht so wichtig; ich sehe, aber ich habe keine Gedanken dazu.
Es ist wie „ein Schritt nach hinten“ in mir selber.
Das ist ganz klar eine „Frucht“ seines Trainings: Hohe Präsenz, enorme Konzentration! Das abrufen zu können in der „Kopfarbeit“ ist natürlich ein enormer Vorteil und ein grosser Erfolgsfaktor!
Die zweite Frage ist nach dem Körper: Wie war der Körper während der Spitzenperformance?
Der Körper war total bewusst – jede kleinste Bewegung und jeder Muskel wurden klar wahrgenommen. Ein totales Körperbewusstsein – ich wusste haargenau wie jeder Finger steht und wann ich Einfluss auf die Extremitäten nehmen musste.
Der Körper war „in höchster Konzentration und Kontrolle“ – wie eine Katze vor dem Loch. Alles konzentrierte sich auf diese Millisekunde des Absprungs.
In der unmittelbaren Wahrnehmung waren nur die hundertfach eingeübten Orientierungs-Fixpunkte (Skispitzen, Boden, Arme etc), welche mich informierten über Höhe, Rotation, Tempo etc., und mich die Ablaufsequenz des Sprunges vollziehen liessen.
Was er hier beschreibt sind die Grundkompetenzen die sich aus der grossen „Investition von Bewusstsein“ in den Körper entwickelte. Ich wollte wissen, in welcher Form ihm dies heute diene.
Ich hab noch heute ein sehr differenziertes Körperbewusstsein. Wenn mir etwas weh tut, weiss ich immer ganz genau wo es ist (welcher Muskel, welche Sehne etc.) und was ich tun muss, um z.B. diesen Muskel zu entspannen. Ich weiss auch meistens, woher eine solche „Störung“ im Körper kommt.
Diese Fähigkeit der Selbstwahrnehmung, ein ausgeprägter somatischer Sinn, sind wichtige Voraussetzungen für gesundes Leisten. Es ermöglicht, die Signale des Körpers wahrzunehmen – zu erkennen, wann er „Stress“ signalisiert und zu wissen, was er braucht. Dies ist die beste Vorbeugung für Burnout; und was dieses Syndrom anbelangt ist unbestritten Vorbeugen besser als Heilen.
Alpha Performance ist also eine Kompetenz, die sich bei Spitzen Performern im Sport aus der Tätigkeit heraus gebiert. Jeder meiner Interview-Partner kultivierte sie in seiner Disziplin. Die Möglichkeit, Alpha Präsenz oder Flow „auf Knopfdruck“ erzeugen zu können, war für alle eine verblüffende Erfahrung.
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