Die Quelle aus der die Ideen sprudeln
Sie brauchen dringend Ideen… Ihr Chef benötigt von Ihnen bis heute Abend 10 Marketing-Ideen für das 10 Jahres-Firmenjubiläum im nächsten Monat. Sie sitzen schon seit 20 Minuten vor Ihrem leeren Blatt Papier und denken angestrengt nach. Doch noch immer haben Sie keinen einzigen valablen Einfall gehabt. Dabei konzentrieren Sie sich doch voll darauf, gute Ideen zu finden…
Haben Sie sich schon mal die Frage gestellt, woher Ihre Ideen kommen? Warum es Momente gibt, in denen kreative Einfälle nur so aus Ihrem Kopf sprudeln während Sie zu anderen Zeiten kaum ein paar Tropfen davon raus bringen?
Ohne klare, freie Leinwand keine gute Projektion!
Es braucht Alpha-Präsenz damit die Ideen sprudeln! Mit Konzentration allein ist es noch nicht getan. Denn Konzentration, das Sammeln der Aufmerksamkeit auf eine Sache, findet in unserem Hirn im Beta-Bereich statt. Als Vergleich: Konzentration ist das, was auf unsere «weisse Leinwand» im Kopf projiziert wird. Wie gut die Qualität der Projektion (sprich Ideengenerierung) ist, hängt jedoch massgeblich von der Grösse und Klarheit der Leinwand ab.
Präsenz ist der Schlüssel
Und diese „Leinwand“ in unserem Kopf ist unsere «Präsenz». Präsenz bedeutet Bewusstsein, müheloses, hellwaches Dasein ohne Anstrengung. Präsenz lässt sich gehirnphysiologisch messen – auf dem EEG Diagramm anhand der Frequenzen im Alpha-Bereich.
Ohne Präsenz erleben wir Konzentration und kreative Ideenfindungsprozesse als anstrengend, ermüdend und nicht zielführend. Bringen wir uns aber in den Alpha-Zustand, in eine volle aktive und klare Präsenz, so erbringen wir geistig-mentale Höchstleistungen – und fühlen uns dabei entspannt und wach. Und der „Wasserfall im Kopf“ beginnt zu sprudeln…
Hier eine Illustration aus einer meiner Befragungen. Meine Gesprächspartnerin, Daniela Bomatter ist CEO von Mobility International AG und hat in ihrem Alltag – nebst einer intensiven Führungsarbeit – die Verantwortung für umfassende IT-Projekte mit grosser Komplexität. Ich wollte von ihr wissen, wie sie das schafft. Wie sie – nebst dem Führungsalltag – den Kopf frei haben kann, solch riesige, international vernetzte IT-Projekte zu koordinieren und leiten.
Bereits nach wenigen Worten waren wir beim Begriff: Flow! Das Schöne war, dass sie so eine differenzierte Wahrnehmung davon hatte und Gehirnprozesse so klar beschreiben konnte. Hier ein paar Auszüge:
Eine der Hauptqualitäten in diesem Zustand ist, dass die Perspektive sehr gross ist. Dass ich dann in dieser Situation sehr viel gleichzeitig im Auge, im Visier habe. Dass es eine sehr viel grössere Perspektive ist als wenn ich nicht in diesem Zustand bin.
Der Denkraum ist weit. Er ist sehr vernetzt – er ist nicht „leer“ sondern vernetzt – wie ein Netzwerk – so wie man oft das Gehirn abbildet mit all den Strukturen der synaptischen Verbindungen. Die Dinge geschehen in einer Gleichzeitigkeit – es ist nicht seriell; es denkt vernetzt.
Ich nehme die Impulse in einer Gleichzeitigkeit wahr. Es ist, etwas hier das die Fähigkeit hat, gleichzeitig zu denken und parallel abzutasten – im Sinne vom: das grösste und bestmögliche Bild daraus entstehen lassen. Und das geschieht alles sehr schnell.
Können Sie mir diesen kreativen Prozess genauer beschreiben?
Es ist eher ein analytischer Prozess – das hat zu tun mit meiner Aufgabe, ich betreue ja IT-Projekte. Dort ist es eher der Aspekt der Analytik – analytisch eine Situation sehr schnell aus verschiedenen Gesichtspunkten heraus in diesem grossen Raum zu beleuchten und dann daraus die richtigen Schlüsse, die richtigen Aktivitäten entstehen lassen. Ich hätte das nie als kreativen Prozess bezeichnet.
Diese Antwort bekomme ich oft bei Leuten, welche hohe assoziativ-intuitive Fähigkeiten haben und in einer stark logisch-rational fordernden Tätigkeit stehen. Sie verbinden ganz natürlich diese beiden Aspekte – das Analytische und das Kreative. Gerade das Entwickeln einer Software ist ein sehr kreativer Prozess, der dann analytisch umgesetzt wird. Weil der Output etwas Analytisches ist, empfinden Sie es nicht als kreativ.
Die Art und Weise wie Daniela Bomatter es beschreibt ist ein klassischer originär kreativer Prozess. Sie beschreibt, wie die Lösungsimpulse Impulse in ihrem Denkraum – im eigenen Bewusstsein – entstehen.
Sie beschreibt den Prozess als ein ganz spontanes Entstehen der Lösungen im eigenen Kopf, den sie als „grossen Raum“ beschreibt.
Es gibt ja 2 Arten des Denkens, die ich im ersten Beitrag in der Einführung zum Alpha Zustand erwähnt hatte: „willkürlich“, willentlich einen Gedanken verfolgen und „unwillkürlich“, da denkt es uns.
Ein originär kreativer Prozess im Mind hat jedoch noch eine weitere Komponente: Das spontane Entstehen aus dem Bewusstseinsraum heraus. Dazu sagt sie:
Das ist eine weitere Qualität dieses Zustandes: Es ist eher ein vorwärts gerichtet Sein und am Neuen interessiert sein. Dieser Zustand ist mehr interessiert an dem, was noch nicht je gedacht oder gemacht wurde. Nach vorne lehnen und Neues ergründen, Schöpferisch sein – etwas neu entstehen lassen.
Das ist eines der faszinierendsten Forschungsgebiete für mich: Wie entsteht wirklich „Neues“ im Gehirn, das gewohnheitsmässig immer auf die vorhandenen Verschaltungen zurückgreift? Denn alles, was wir „gelernt“ haben – durch Erziehung, in Ausbildungen, aus Bücher gelesen etc. – wurde bereits gedacht, wurde bereits im Mentalen generiert – wie kommt man aus diesem „Film“ heraus an wirklich neue Ideen?
Dieses Thema werde ich in meinem nächsten Beitrag in 2 Wochen vertiefen. Bleiben Sie dran – das ist spannend!
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