Bewusstsein – die Spitze des Diamanten
Dem Wandel von Rudi Wötzel liegt ein fundamentaler Bewusstwerdungsprozess zugrunde. Bewusstsein im Sinne einer tieferen Dimension – grundlegend zu Wachen, Schlafen, Träumen.
Er hat einen radikalen Schnitt gemacht – das hat ihm diese Öffnung zu einem bewussteren Sein geschaffen. Er konnte das tun – er war damals alleine, hatte keine Familie. Was macht ein Mensch, der nicht die Möglichkeit, den Mut, die Fähigkeit hat, so einen Schnitt und Schritt zu machen?
Ich wollte von ihm wissen, ob er glaubt, dass man Bewusstsein – oder Bewusstwerdung müsste man richtigerweise sagen – schulen oder kultivieren könne?
Ich kann’s nur wieder retrospektiv aus meinem Fall ableiten. Du hast bewusst gesagt, „kann man es schulen oder kann man es kultivieren“. Ich glaube, man kann es nicht schulen, aber man kann es kultivieren. Zustände ohne denken erleben können… – das kann man natürlich nicht herbeidenken, weil in dem Moment ist man schon wieder im Denkmuster drin.
Ja, diese Meinung teile ich; man kann nur den Zugang zu Bewusstsein öffnen. Das ist meine Kompetenz, dass ich den Leuten Werkzeuge geben kann, genau das zu in Erfahrung zu bringen. Es ist leicht zu initiieren, weil es die natürlichste Art des Daseins ist.
Ich mache den Leuten die innere Aufmerksamkeit bewusst und schule sogenannte „Orientierungspunkte“, um sich aus dem „mentalen Hamsterrad“ zu holen.
Tut man das, wird der Kopf frei – es unterbricht den Strom von Gedanken, die von selber im Kopf drehen und einem vom Gegenwärtigen Moment abschneiden. Wenn man in diesen „Mechanismus“ konstruktiv eingreifen kann, öffnet sich der “Weg aus dem Hamsterrad” und man erfährt Bewusstsein im gegenwärtigen Moment; Gegenwartsbewusstsein.
Ich machte mit Rudi Wötzel die kleine Übung, die im Link beschrieben ist, und wollte wissen, was er dabei erfährt. Und es war interessant, wie er es ausdrückte:
Das Visuelle wird “gereinigt” von den Gedanken, dann ist es reine Wahrnehmung.
Genau so könnte man es beschreiben; man IST einfach im Moment.
Für viele ist es eine verblüffende Erfahrung, wie einfach es geht, “ganz da zu sein”. Wenn ich das mit ihm gemacht hätte, bevor er losmarschiert ist, wär das ziemlich sicher auch so gewesen.
Wenn die Leute aus diesem Hamsterrad des mentalen Denkens aussteigen – auch nur für einen Moment – das informiert das ganze System, weil Bewusstsein alles durchdringt. So kann – mit Sekundenmomenten – ein Nervensystem sich regulieren, wenn es in den Extremen war, so wie Rudi Wötzel es beschrieben hat.
Es ist aber auch der Schlüssel zum eigenen Potenzial, energetisch und bewusstseinsmässig. Wenn ein Mensch vermehrt aus dem Bewusstsein heraus denkt und handelt, werden seine Entscheide ganzheitlicher und nachhaltiger – ganz natürlich – weil man als Bewusstsein sich mehr als Teil des Ganzen empfindet.
So wie ich es vermittle, ist es eine Praxis – es ist ein kontinuierliches Wässern und Kultivieren der Erfahrung von Bewusstsein als solchem. Und wenn man den Zustand kennt, kann man viel leichter darauf zurückgreifen; wie auf alle Samen, die man in sich trägt, wässert und wachsen lässt. Dann kann man es aus der Erfahrung, aus dem ganzheitlichen somatischen Erleben heraus, immer wieder herholen.
Aber wenn das jemand nicht kennt, braucht er Hilfe, sich aus der „Mühle“ rauszuholen. Ich wollte wissen, wie Rudi Wötzel das angeht, vor allem wenn er Menschen dazu inspirieren will.
Ich kann “Duftmarken” setzen. Ein Beispiel ist: Wenn ich an die HSG gehe – und da kommen gottseidank doch recht viele Leute um die Mitte zwanzig und hören sich genau solche Gedanken an – dann weiss ich, die rennen jetzt die nächsten 20 Jahre McKinsey nach und Goldman&Sachs und so weiter. Aber ich weiss auch, irgendwann kommen sie auch in diese Krise. Dann werden sie sich an diesen Spinner erinnern, der da mal so irgendetwas gesagt hatte…
Ich fragte, ob er sich sehe wie „Sämann“?
Ja, glaube ich schon. Und da ist es wichtig, auch in der Erziehung, in der Ausbildung, diese Duftmarken zu setzen. Jeder hat in seiner Kindheit eigentlich schon Naturerlebnisse – die als Eltern bewusst zu setzen und immer…
Das interessierte mich. Ich hatte kurz hintereinander drei Befragungen gehabt – eine Frau im Sommer, Ernst Bromeis, über den ich in AlphaSportsPerformance berichte und jetzt Rudi Wötzel. Alle sagten, dass sie etwas in der Kindheit mitbekommen haben, worauf sie zurückfallen können – und dass es vom Dazumal-Bekommen-Haben dann zu etwas Eigenem gereift war. Mich nahm wunder, ob diese Samen in der Kindheit gesetzt wurden.
Ja, auf jeden Fall. Und mir schaudert, ich hab’ Angst oder ich bedaure Menschen, bei denen ich glaube zu wissen, dass sie diese Samen überhaupt nicht mitbekommen haben. Ich glaube, jeder kommt früher oder später in eine solche Phase, die eine Chance bietet. Die aber auch, wenn diese Samen fehlen, zum nächsten Level vom Desaster führt.
Ich glaube, ohne gewisse Themen, die mir vorher an meinem Weg begegnet sind – Thema Naturerlebnisse, Thema in meinem Fall jetzt humanistisches Gedankengut, das Thema Individualisierung, gewisse religiöse Themen – wenn die nicht da gewesen wären…
Die Frage wäre: Was sind die Elemente, die sinnvolles Saatgut sind und wie kann man die einfliessen lassen.
An dieser Stelle erzählte ich ihm von meinem Experiment in einem Kindergarten – wie man ganz früh unterstützen kann, den Zugang zu Bewusstsein nicht zu verlieren – und von den Möglichkeiten, im Schulalter die rechtshemisphärischen Fähigkeiten zu erhalten (Beitrag 1-6 „mit Köpfchen lernen“, Link oben). Und wie wichtig es ist, diesen „inneren Kontakt“ nicht zu verlieren.
Ich brauche dazu ein Bild: Bewusstsein vergleichbar mit der Spitze des Diamanten. Welche Facette man immer auch sieht, sie kommt nur voll zum Ausdruck, weil der Unterschliff eines Diamanten perfekt auf die Spitze ausgerichtet ist. Auf dieser Grundlage spiegeln alle Facetten das Maximum an Licht ins Auge des Betrachters und bringen den Diamanten zur vollen Geltung.
Analog dazu ist es mit Bewusstsein: Wenn man mit dieser Ebene verbunden ist, man hat Zugang zum eigenen innewohnenden Potenzial und in diesem Ausdruck erlebt man Erfüllung. Man fühlt sich lebendig – hat das Empfinden, man lebt von innen nach aussen. Hier begann ein Dialog, den ich wörtlich aufführen möchte, weil er aufzeigt, wie wichtig Vertrauen ins Leben und Werden ist – und wie kontraproduktiv Manipulation in einem solchen Prozess ist:
Ist der Fokus bei deiner Arbeit wirklich auf dem Bewusstsein, im Sinne eines Zustandes?
Bewusstsein als solches bewusst machen.
Da hat es eigentlich zwei Aspekte: Bewusstsein als Zustand – eben dieses “mindless” sein. Das andere ist der Inhalt – der Inhalt eines geänderten Bewusstseins oder eines bewussten Seins.
Ich mache nur das Erste. Wenn man Einfluss nimmt auf den Bewusstseinsinhalt, manipuliert man. Dich haben die Berge informiert – das heisst, dich hat dein Bewusstsein informiert, als der Raum im Mind dazu sich öffnete; JEDEN informiert Bewusstsein, wenn er sich dem öffnet.
Ja, ja, das ist schon richtig.
Wenn man das nicht “sein lassen kann” ist man schnell wieder bei einer Philosophie oder einem “uniformierten” Denken.
Also du sagst eigentlich, es genüge im Grunde genommen den Zustand von Bewusstsein zu erreichen, und der Rest folgt dann von selber?
Wissen ist im Bewusstsein strukturiert, warum weiss/wusste dieser Tannensamen, dass er so ein Baum wird, und nicht plötzlich gedacht hat, jetzt will ich zu einem Pflaumenbaum werden…? Er hat das ALLES in sich gehabt, sein volles Potenzial zu entfalten – und wenn die “Umstände” gegeben sind, kann es sich entfalten.
Wie du sagst, dein Potenzial hat jetzt einen viel besseren Nährboden, sich zu entfalten – vieles davon, was Du vorher gar noch nicht gewusst hast, dass du das hast und kannst. Das geschah nicht durch äusseres Formen, es war nicht zu planen – hat die innere Ruhe, des Werden-Lassens, gebraucht…
Damit fanden wir uns im „Kern der Sache“: Bewusstes Sein, das Erfolg reich macht und Leben erfüllt.
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