“Mit Köpfchen“ geht’s besser: Klarer denken mit bewusster Stressregulierung
Wann „funktioniert“ der Kopf am besten? Wenn der Körper in einem lockeren, offenen, entspannten Zustand ist. Das ist die wichtigste Voraussetzung für gute Kopfarbeit.
Gehirn und Nervensystem sind EIN Organ. Stress erzeugt eine Sympathikus Aktivierung, bei der sich die Gehirnfunktionen auf Ihre Primärstruktur zurückziehen: Überleben. Denken, planen, entwickeln – lesen, schreiben, rechnen – reden, präsentieren und verhandeln jedoch sind Funktionen des Neocortex. Unter Stress wird diese Gehirnstruktur als Erste “abgehängt”.
Der Informationsfluss im Gehirn geschieht über Neurotransmitter. Diese könnte man vergleichen mit Brücken, welche die Zellen verbinden und so die Informationen über die synaptischen Lücken weiter leiten. Diese Verbindungen sind jedoch nicht “fest installiert”. Sie sind vergleichbar mit Fallbrücken, die sofort hochgezogen werden können, wenn Informationen nicht weitergeleitet werden sollen.
Unter Stress werden Hormone ausgeschüttet – hauptsächlich Adrenalin und Noradrenalin – welche den Informationsfluss im Neocortex hemmen oder unterbrechen. Die Fallbrücken sind hochgezogen – die Information gelangt nicht mehr über den Spalt – die Impulse werden nicht oder nur teilweise weitergeleitet. Das schränkt die Denkfähigkeit ein. Konzentrationsschwierigkeiten, Gedankenlücken oder Denkblockaden sind die Folge.
Stressregulierung ist demzufolge für Kopfarbeiter eine der wichtigsten Fähigkeiten. Das Gehirn ist am leistungsfähigsten für Kopfarbeit, wenn dar gesamte Organismus in einem ausgeglichenen Zustand ist – in der Homöostase.
Anleitung
Die Grundtechnik, kann so modifiziert werden, dass sie die Stressregulation im Körper optimal unterstützt.
Dazu orientieren Sie Ihre innere Aufmerksamkeit auf der Mittelachse im Rumpf.
Warum auf dieser Achse? Das gesamte endokrine – hormonelle – Stressregulationssystem ist um die Mittelachse Rumpf angesiedelt. Wenn Sie dort – durch die Orientierung Ihrer inneren Aufmerksamkeit – Bewusstsein “investieren”, werden diese Organe in ihren Funktionen unterstützt. Die Stressregulation wird effektiver, das Nervensystem flexibler – resilienter – und damit die Erholungs- und Regenerationszeiten kürzer.
Technik
Gehen Sie, mit offenen Augen und durch die Ausrichtung Ihrer inneren Aufmerksamkeit, auf den Punkt oberhalb der Mittalachse.
Bleiben Sie für zwei bis drei Atemzüge dort und nehmen Sie den Zustand wahr.
Da Sie diese Technik inzwischen durch Praxis verankert haben, können Sie erfahren, dass sich der Mind sofort entschleunigt – Sie keine oder nur wenige unwillkürliche Gedanken haben – und der Körper los lässt. Dies sind die Indikatoren des Alpha Zustands – reines Bewusstsein, das Sie in der nun folgenden Anwendungsform investieren werden.
Stellen Sie sich die Achse durch die Mitte Ihres Rumpfes vor. Vielleicht können Sie Ihre Wirbelsäule wahrnehmen oder Sie stellen sie sich vor wie eine Linie oder eine Röhre.
Orientieren Sie Ihre innere Aufmerksamkeit in diese Mittellinie – nicht an einen bestimmten Punkt, sondern auf die gesamte Achse. Sie ziehen sie gewissermassen in die Länge. Bleiben Sie für ein paar Atemzüge auf dieser Mittelachse – ohne mit dem Atem rauf und runter zu gehen. Ruhen Sie einfach in der Mitte Ihres Rumpfes.
Können Sie wahrnehmen, dass sich die Qualitäten des Alpha Zustandes erhalten, wenn Sie die innere Aufmerksamkeit auf der Mittelachse orientieren? Ein ruhiger Mind – ein entspannter, lockerer Körper – ein ruhiger, tiefer Atem – ein angenehmer, präsenter Zustand.
Wenn Sie das nachvollziehen können, gehen Sie weiter. Sonst versuchen Sie es nochmals
Koppeln Sie nun die Praxis an einen Atemzug und wiederholen Sie die Übung:
Kurzform:
Einatmen – innere Aufmerksamkeit an den Punkt
Ausatmen – auf die Mittelachse
Einige Atemzüge bleiben und den Zustand wahrnehmen
Diese Orientierung sollte eine angenehme Erfahrung auslösen – ein „bei-sich-Sein“ oder „in-sich-Ruhen“ und eine erhöhte Präsenz im Körper. Die innere Aufmerksamkeit in der Mittelachse ruhen zu lassen ist mehr ein körperlich-somatisches Empfinden als eine Vorstellung. Körperempfindungen können Sie bei allem, was Sie tun, mitlaufen lassen. Sie bleiben einfach empfindungsmässig damit verbunden, während dem die Aufmerksamkeit, die Sinneswahrnehmungen und Handlungen nach aussen gehen.
Die Praxis ist am Anfang eine Sache von einigen Sekunden. Mit der Zeit erzeugen Sie die Zustandsveränderung in dem Augenblick, in dem Sie die innere Aufmerksamkeit auf die Mittelachse bringen.
Tipp
In jedem (Arbeits-)Alltag gibt es „leere“ Zeiten. Dies sind jede Momente in denen Sie nicht mental gefordert oder in einen Arbeitsprozess eingebunden sind, z.B. jedes Mal, wenn Sie
• auf dem PC die Sanduhr sehen oder einige Sekunden warten
• auf eine Telefonverbindung warten
• Wasser etc. trinken
• Türen öffnen und schliessen
• Treppen steigen
• auf den Lift warten
• von Ihrem Auto zum Büro gehen
• vom Büro zum Lift gehen
• etc.
Was machen Sie in diesen paar Sekunden? Wo ist Ihre Aufmerksamkeit? Wo sind Ihre Gedanken. Sind dies Augenblicke, die Sie konstruktiv nutzen oder einfach Zeit, die vorbei geht – oft noch verbunden mit Ungeduld und Stress?
Nutzen Sie diese „leeren Zeiten“ zur Regeneration und zum Energieaufbau für jene Momente, in denen Sie wieder gezielt mental oder körperlich aktiv sein wollen. Wichtig: Setzen Sie auch hier Erinnerungsmarker, wie im Kapitel 8.3. Seite XXXX vorgeschlagen.
Anwendungsbeispiel
Auch in diesem Bereich möchte ich ehemalige SeminarteilnehmerInnen zu Wort kommen lassen. Es sind Erfahrungsberichte aus der Praxis.
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