Bewusstsein – der universelle Zapfhahn
Flow – in der Gehirnforschung Alpha-Zustand genannt – ist auch ein Synonym für den Begriff “Bewusstsein”.
Bewusstsein ist die stärkste Ressource und sie hat zwei Aspekte:
Energie/Kraft sowie Intelligenz/Wissen.
Bewusstsein in der Natur „demonstriert“ das: Wie weiss ein Same, dass er genau dieser Baum oder diese Pflanze wird? Und woher nimmt er die Kraft, dieses Potenzial zu verwirklichen – gegen alle Widrigkeiten?
Dieses Wissen ist im Bewusstsein strukturiert und Bewusstsein ist auch die Kraft, die es zum Ausdruck bringt.
Über Bewusstsein zu reden ist nicht einfach. Die Erfahrung als solche ist nicht in Worte zu fassen und verliert an Grösse, wenn man es tut.
Es ist einfacher, die Erfahrung zu wecken als darüber zu reden. Und das tu ich mit allen meinen Interview-PartnerInnen. Es ist simpel und leicht nachzuvollziehen.
«Bewusstsein als solches» – reine Präsenz
Wenn Sie diesen Moment erleben, in dem einfach nur bewusste Präsenz da ist – ohne die Überlagerung von Gedanken – das ist „Bewusstsein als Solches». Diese Erfahrung ist allerdings nicht einfach zu beschreiben. Denn Bewusstsein an und für sich ist „nichts“ – keine Gedanken, keine Bilder, nichts Substanzielles – einfach nur da sein mit offenen Sinnen für Erfahrung, ohne den Kommentar und die Bewertung des Mindes.
Wie erwähnt ist es nicht einfach, diesen Zustand zu beschreiben, aber wenn man die verschiedenen Äusserungen neben einander stellt, kommen doch erstaunlich differenzierte Gemeinsamkeiten zutage.
Erlebnisberichte von Flow
Hier eine Aussage von Michael Haag. Er ist zum Interviewzeitpunkt Leiter von Training & Development Manager Europe bei Lonza AG. Er beschreibt den Moment der Erfahrung wie folgt:
«Der Bewusstseinsraum ist enorm weit – ich kann das im Moment wahrnehmen. Es ist als ob ich mich physisch ausdehnen würde auf den gesamten Raum. Es ist wie die Beschreibung von Thomas Mann in „Herr und Hund“, wenn er ins Wasser schaut, diese komplette innere Leere erfährt – nicht mehr denkt und nur noch schaut.»
Hier die Beschreibung von Thomas Imboden. Er vernetzt mit seinem Unternehmen „crossCulture“ Künstler aus aller Welt und ist einer der grössten Netzwerker, die ich kenne.
«Die Leere: Ich habe keine mentale Aktivität, keine emotionale Angeregtheit; der Körper ist entspannt wie im Schlaf. Somatisch nehme ich ein inneres Rauschen wahr – einen Klang, der sehr angenehm ist und mich immer begleitet. Das ist quasi mein „Ruhepegel-Anzeiger”. Wenn ich in tiefere Ruhezustände gelange, steigt die Frequenz dieses Rauschens, bis sie aus dem “hörbaren” Bereich verschwindet – dann bin ich in die völlige Ruhe eingetaucht – die Leere.»
Mentale Ruhe als Energiequelle
Diese mentale Ruhe, die hier alle beschreiben, ist der Zapfhahn, der Energie, Kraft, im Körper freisetzt. In dem Moment, in dem die „Mind Machine“ ruhig ist, kann der Körper seine Batterien laden. Das geschieht bei jedem Menschen im Tiefschlaf – darum ist diese Schlafphase absolut notwendig. Wenn ein Mensch keinen Tiefschlaf erfahren kann, „dreht sein System durch“. Dies hat Konzentrations- und Wahrnehmungsstörungen und sogar gesundheitliche Schäden zur Folge.
Die Erfahrung von Bewusstsein als Solchem ist vereinfacht ausgedrückt wie ein „bewusster Tiefschlaf“: Der Mind ist völlig ruhig, der Körper gelöst wie im Schlaf. Solche Momente sind enorm regenerierend. Sie sind wie „Turbo-Schlaf“, die wach und klar machen.
Regeneration durch bewusstes Sein
In meinen Trainings aktivieren die TeilnehmerInnen alle 5 Minuten den Alpha Zustand – Bewusstsein als Solches. 15-20 Sekunden einfach „da sein“, „nichts tun“ und am Abend, nach einem intensiven Lerntag von 8-9 Stunden, berichten nahezu alle, dass sie energievoller und wacher sind. Das ist die Wirkung, was den Aspekt der Energie/Kraft von Bewusstsein anbelangt – immer eine verblüffende Erfahrung!
Daher kommt auch die Übereinstimmung, dass alle Befragten berichten, dass Sie im Flow eine „unbegrenzte Energie“ empfinden und extrem viel leisten können, ohne dabei zu ermüden.
Dazu ein paar Aussagen aus Befragungen mit Menschen, die ich in vorgängigen Beiträgen zitierte:
Günther Fischer, Consultant
«Ich fühle mich irrsinnig gut – dann bin ich entspannter, der Körper lässt los; das nehme ich mit. Die Zeit geht irrsinnig schnell vorbei. 2-3 Stunden sind wie ½ Stunde – ich verliere das Zeitgefühl und ich fühl mich sehr wohl. Ich sitze aufrechter und ich habe ein angenehmes Gefühl im Körper – die Muskeln sind sehr entspannt. Da habe ich volle Konzentration – ich muss mich nicht anstrengen auf dieses Thema zu konzentrieren. Dann bin ich so richtig drinnen in dieser Situation – in diesem Thema; drum bin ich dann wohl einfach gut in der Arbeit. In diesen Momenten ist die Leistung mühelos.»
Daniela Bomatter, CEO Mobility International
«Eine weitere Qualität (dieses Zustandes ) ist Leichtigkeit – mit viel mehr Leichtigkeit leisten. Das ist der Grund warum man in diesem Zustand nicht ermüdet. Man ist nicht verbissen – alles findet in dieser grossen Perspektive statt. Da drin hat es viel Raum und Energie – alles geht viel leichter und man hat viel mehr Energie.
Der Körper ist locker. Es ist ein energetisch hoher Zustand. Ich bin auch überzeugt, dass Leistung aus diesem Zustand nicht schaden kann. Aus diesem Zustand kann man nicht in ein Burnout – obwohl man sehr viel leistet in diesem Zustand.»
Energie und Kraft ist aber nur ein Aspekt der Bewusstseinsressource. Bewusstsein ist, wie gesagt, auch Intelligenz oder kreativer Ausdruck. Darum soll es im nächsten Beitrag gehen.
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