Energievoll Laufen
Top Performance im Sport bedingt einen enormen Einsatz. Für die meisten LeserInnen dieses Blogs ist das eine „andere Welt“ – sie sind im Berufs- und Familienleben eingespannt und betreiben Sport zum Ausgleich sowie um sich fit zu halten, um gesund zu bleiben und ein gutes Körpergefühl zu haben. Da hat man eine andere Motivation als im Spitzensport.
Doch auch im Alltagssport erleben Sie Flow. Das sind jene Momente, in denen es super gut läuft und die sportliche Tätigkeit einfach nur Freude macht.
Gerne berichte ich über meine eigenen Erfahrungen mit Flow im Alltagssport.
Mein Alltagssport ist Joggen.
Ich gehe nahezu jeden Tag joggen – die „kleine Runde“; das sind 15 Minuten. An den Wochenenden mache ich meistens die „mittlere Runde“ – das sind 30 Minuten. Und wenn’s mich packt und das Wetter noch so schön ist, dann mache ich oft auch die grosse Runde – die geht 1 Stunde. Da ich am Fuss der Albiskette lebe, gehen immer 5 Minuten meiner Jogging Strecke den Berg herunter, 5 leicht hoch und der Rest zünftig bergauf. Den „Abstieg“ mache ich im Gehen, um meine Knie zu schonen.
Ich laufe immer in meinem Atem – d.h. ich passe die Schritte dem Atem an. Wenn es runter geht, atme ich 3 Schritte ein – und vier Schritte aus. Geht es gerade aus, schalte ich einen Gang runter: 2 Schritte ein, 3 Schritte aus. Geht es den Berg hoch, schalte ich den Geländegang ein: 1 Schritt ein, 2 Schritte aus.
Ebenso variiere ich die Schrittgrösse, so dass ich immer gut im Atem laufe. So kann ich sehr lange laufen und es ist egal, ob es flach ist, rauf oder runter geht. Die Schritte und der Atem sind immer eins. Das ist ein wunderbares Gefühl!
Die Kurze reicht dem Körper oft nicht, um in diesen wunderbaren Gleichklang zu kommen. Ich bin zwar immer beim Laufen sehr präsent – das heisst, ich habe einen freien Kopf und bin nur im Moment, bin nur beim Laufen – aber der Körper kommt in den 15 Minuten meist nicht in Fluss.
Aber wenn ich Zeit habe und die mittlere Runde mache – irgendwann in der ersten Hälfte des „harten Aufstiegs“ merke ich, wie etwas sich verändert: Es ist ein Gefühl, als würde der Köper leichter und das Laufen fliessender und damit verbunden ist ein super gutes Gefühl – ein Glücksgefühl und ein Empfinden, ich hätte endlos Energie! Und dann kann ich einfach laufen und laufen und laufen…. Und so passiert es mir oft, dass ich „ungeplant“ statt der mittleren dann die grosse Runde mache und noch was anhänge – wenn ich die Zeit dazu habe. Einfach weil es so schön ist – so befreiend und sich so lebendig anfühlt.
Diese Flow-Erlebnisse sind die schönsten Momente – und auch wenn ich manchmal vorher etwas „leiden“ muss, bis der Körper, der Atem und die Schritte sich verbinden, lohnt es sich immer! Wenn ich dann nach Hause komme fühle ich mich im Körper enorm gut – offen, frei, leicht – auch wenn ich müde bin vom Laufen. Dann setze ich mich meist in meinen Garten und staune, wie ich mich an kleinen Dingen freuen kann: Eine Blume, die aufgegangen ist – ein Frosch der quakt – Wolken, die am Himmel ziehen… eine Offenheit und Lebendigkeit, die alle Anstrengungen aufwiegt.
Ich laufe ja die meiste Zeit bergauf und hab da einen „Trick“ den ich gerne mit Ihnen teilen will.
Wenn es bergauf geht und anstrengend wird, hefte ich meine Augen ca. 1 Meter vor mir auf den Boden und stelle mir vor, es gehe runter…… – und das Erstaunliche ist, dass der Körper das „glaubt“. Ich merke dann sofort, wie der Körper sich empfindungsmässig aufrichtet, die innere Orientierung sich nach hinten verlagert – wie wenn ich einen Berg runter gehen würde – und wie das Laufen leichter geht.
Weil ich meine „Entdeckungen“ immer gerne mit den Erfahrungen anderer abstimme, habe ich diesen Trick vor Jahren mal mit meinem Patenkind getestet. Damals war sie 16 Jahre alt und sie kam „mir zuliebe“ mit zum Joggen. Den Berg hoch joggen war gar nicht ihr Ding! So hab ich ihr vorgeschlagen: „Schau auf den Boden und stell dir vor, es gehe runter“. Gesagt hat sie nichts dazu, aber nach ein paar Schritten ist sie davon gezogen…. – und hat mich „stehen gelassen“.
Das war der „acid-test“ dass es funktioniert. Ich mache das auch, wenn ich in den Bergen bin und es anstrengend wird beim Hochsteigen. Man hat dann wohl eine Weile keinen „Ausblick“, dafür aber genug Energie zum Gehen. Da gilt es das eine mit dem anderen abzuwägen…
Versuchen Sie es doch auch einmal!
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